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Nikki Musical-Oper-s2

200 Jahre

Casino Theater - Zug

NIKKI, Musical-Oper

Musik: C. und T. Rütti

Libretto und Regie: Rudolph Straub

Tages Anzeiger, 4. September 2008


MUSICAL-OPER 'NIKKI'

Eine doppelte Dänin im Schweizer Dorf - Casino-Theater Zug


Am Freitag feierte die Musical-Oper 'Nikki' (Libretto und Inszenierung: Rudolph Straub) im Casino­Theater Zug Premiere. Und entpuppte sich als gekonnte Inszenierung mit beein­druckendem Bühnenbild.

Die Story ist et­was verwirrend und auf zwei zeitlichen Ebenen angesiedelt. Sie beginnt mit der Ankunft der dänischen Fernsehjournalis­tin Vicky Lundberg, die im fiktiven, über­aus idyllischen Schweizer Örtchen Thal­stätten die Geschichte des Aupair-Mäd­chens Nikki Jensen recherchiert, das vor vier Jahrzehnten am gleichen Ort beim Autohändler-Ehepaar Frei angestellt war und dort die Zwillinge Anatol und Benja­min betreute. 

Die lebensfrohe Nikki sorgte in Thal­stätten mit ihrem sonnigen Gemüt für gute Laune, ausser bei den Beach Boys, einer Gruppe adoleszenter Wasserball­spieler, die nicht darüber hinwegkommen, dass die junge Skandinavierin schneller schwimmen kann als sie: Diese aquati­schen Fähigkeiten helfen ihr allerdings wenig, als Anatol in den See stürzt und sie beim Rettungsversuch ebenfalls ums Leben kommt. Dass sein Bruder und sein Kindermädchen allerdings tatsächlich tot sind, bezweifelt der kleine Benjamin und spekuliert, die beiden würden in einer Zwischenwelt weiterleben, in einer längst versunkenen Stadt auf dem Grund des Sees. Wie gesagt, die Story ist etwas verwunden kon­struiert, doch ihre musikalische Umset­zung verblüfft. Die unaufgeregt kompo­nierten Songs (Kompositionen: Crarl und Tobias Rüti) pendeln zwischen Jazz und beatlesken Harmonien und passen bestens in die besungene Epoche der ausklingen­den Sechzigerjahre, während welcher die Titelheldin Nikki (neben Vicky als Doppelrolle gespielt vom jungen änischen Musical-Talent Kristine Yde Eriksen) in Thal­stätten wirkt.

Als zweites he­rausragendes Element ent­puppte sich bei der Premiere am Freitagabend das von Daniel Christen entworfene Bühnenbild, das mit dezent eingefüg­ten Film- und Foto-Ver­satzstücken die mitunter myste­riös verlaufende Handlung atmo­sphärisch und stimmungsreich unterstützt. All diese Aspekte fügen sich zu einer - der Begriff ist etwas unglücklich gewählt - Musical-Oper, die innerhalb des hiesigen Sing-und-Tanztheater-Schaffens als Para­debeispiel für ein wahrlich gelungenes Werk zu werten ist.  


Philippe Amrein

(«Nikki» läuft noch bis 7. September im Casino-Theater Zug, www.nikki.ch.)


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