Lenin in der Oper
Geschrieben und inszeniert von Rudolph Straub
Uraufführung Musikfestwochen Winterthur 1986
(..) Körperartistik, Slapstickmomente, Einfrieren und Überstilisieren der Gestik zusammen mit dem Schattenspiel hinter den Transparentwänden ergeben eine Art Dada-Kriminalfilm, der sich ständig selbst ad absurdum führt. Wonnevoll verwirrt man das Publikum mit widersprüchlichsten Aussagen über den möglichen Mord an der russischen Primaballerina Petruschka Melinakowna, die tot in einem Boot gefunden wird – von Ratten an- oder totgebissen.
Und Lenin? War er denn in der Oper, wo die Ballerina aus Russland 1916 bei einem Gastspiel in Zürich auftrat? Jedenfalls füttert er am Schluss des Stücks Schwäne.
Etwas später ging er dann heim Revolution in Russland machen – aber entscheidend für die YoYo-Leute war wohl eher, dass Dada gleichzeitig, und ausgerechnet zweihundert Meter von seinem Wohnort in Zürich entfernt künstlerische Revolution machte.
Insgesamt eine runde Leistung des Ensembles (Alexandra Prusa, Martin Huber, Sieglinde Schneider Beatrice Stoll und Peter Rinderknecht), die alle in diesem lustvollen Verwandlungsspiel bis zu drei Rollen übernehmen – eine runde Leistung, die etwas von der schillernden Rundheit einer Seifenblase hat. (..)
Heiko Strech, TagesAnzeiger 26.10.1987