Frank V.

von Friedrich Dürrenmatt

FRANK V.

Oper einer Privatbank
von Friedrich Dürrenmatt

Inszenierung: Rudolph Straub – Teatr Rozrywki, Chorzow, Poland
Premiere 2013

Gangster-Epos – Geschichte einer Bank

Die These der brillanten Aufführung zur Saison-Eröffnung im Teatr Rozrywki ist klar vom ersten Song weg: wenn die Welt auf Geld gebaut, und dieses von privaten Banken beherrscht ist, dann kann keine Macht der Welt die Bank-Blutsauger daran hindern, zu lügen, zu betrügen und ihre Kunden ins Verderben zu stürzen. 

Das dachte Friedrich Dürrenmatt vor über einem halben Jahrhundert, und man kann der Regie des schon mehrfach in Polen erfolgreichen Schweizers Rudolph Straub, sowie den Produzenten von ‘Frank V’ kaum widersprechen, wenn sie meinen, dass diese Gangster-Bank-Komödie heute noch und wieder aktuell ist. 

Ausschnitt, 09:39′

Ihre hervorragende Idee, einen prophetischen Text aus den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts mit kalten Bildern aus der modernen Banken-Welt zu verbinden, sollte zudem durch die Heraushebung des Grotesken bei diesem Autor nur profitieren. Glücklicherweise zeigen die Schauspieler denn auf der Bühne auch eine wahrhaft teuflische Auswahl von Absonderlichkeiten. Seltsame Kreaturen, besessen von der Gier nach Geld – dem Geld der anderen – gleichen da Menschen und Puppen in einem. Als hätte ihnen der Dämon des Mammons bereits all ihr Blut ausgesaugt: zum Beispiel in der dramatischen Szene von der Übergabe des Check-Buchs – aber ich will hier nicht mehr verraten, um keine Überraschung vorwegzunehmen.

Ganze Länge, 01:11:00′

Die grausamste Figur dieser schlimmen Truppe ist Ottilie, Franks Frau, in der glanzvollen Interpretation von Elżbieta Okupska, welche im Finale eine beeindruckende emotionale Wende demonstriert.                                            Frank wird von Arthur Święs überzeugend dargestellt als ein Mann, der zwischen Gier und kindlicher Aufmerksamkeitssucht hin- und hergerissen wird, und sich trotzdem in den von seiner Frau entworfenen Lebens-Plan fügt. Zwei sehr unterschiedliche, scharf gezeichnete und ausdrucksvolle Leistungen.

 Aber auch im Theater macht das, was ihn umgibt, den König aus, und so lasse ich gern dem ganzen Team Gerechtigkeit widerfahren, welches durch die Kreation ihrer Charaktere den Hauptfiguren den passenden Rahmen schaffen. Eine ähnliche Rolle spielt das Bühnenbild und das phantastische Licht-Design von Pawel Dobrzycki.       

Henryka Wach-Malicka
Polska Dziennik Zachodni online
17/09/2013

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